Gack, gack, gack Welt (002)

Sinnestäuschung!

 

Ich bin es wieder!

 

Ihr erinnert euch bestimmt noch an mich?

Ja genau, Dabiduda, das Huhn!

 

Das letzte Mal hatte ich mit meiner Erzählung geendet, als ich dieses seltsam klagende Geräusch im Dunkeln wahrgenommen hatte.

 

Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, bewegte ich mich auf leisen Klauen auf die vermeidliche Quelle der Laute zu.

Man kann ja nicht vorsichtig genug sein, und im Dunkeln schon mal gar nicht – überlegt doch bitte mal, was da so alles geschehen kann!

 

Außerdem kamen mir dabei wieder die Geschichten meiner Mutter in den Sinn. Da ging es oft um Dunkelheit und um irgendwelche Wölfe – wenngleich ich auch heute noch nicht genau weiß, was das sein soll.

Es waren irgendwelche riesigen, pelzigen Gestalten, die in der Hauptsache nur aus Zähnen bestanden – war ich mir fast sicher.

Auf alle Fälle waren diese Erzählungen sehr unheimlich für mich gewesen, und ich musste dabei die ganze Zeit über wild scharren – vor Nervosität, wenn ihr versteht was ich meine?

 

Jedenfalls, je weiter ich mich in der Dunkelheit vorwärts bewegte, desto lauter wurden die Geräusche.

Jetzt leuchtete mir auch ein diffuses Licht entgegen.

Es kam aus einer größeren Höhle, deren Wände fast komplett, von oben bis unten, mit Pflanzen bewachsen waren – und die ich nun betrat.

 

Sogar die Decke war mit diesem Gemüse bewachsen. Diese Pflanzen waren wohl auch die Quelle der schummrigen Beleuchtung, in die hier alles gehüllt war.

An der gegenüberliegenden Wand erhob sich ein großer Felsen, der vom Wasser stark ausgewaschen worden war. Dieser Stein hatte zudem eine wirklich lustige Form – fast wie der Kopf eines Vogels, mit einem riesigen Schnabel!

 

Durch das Leuchten von den Höhlenwänden, wurde dessen gigantischer Schatten an eine der Wände geworfen und bei genauem hinsehen sah es ganz so aus, als würde er sich sogar bewegen.

Wahrscheinlich wurde der Effekt durch das Licht dieser Pflanzen hervorgerufen, da diese sich in der sanft wehende Luft leicht bewegten.

 

Ich blickte mich jetzt weiter um und konnte jetzt auch unseren Hahn erkennen.

Er lag ziemlich genau vor dem Schatten auf dem Boden und stieß diese merkwürdigen Laute aus, die mich hierher gelockt hatten.

Klaue um Klaue, ganz vorsichtig, bewegte ich mich auf ihn zu.

Er schien irgendwie verletzt zu sein, da er seine Haltung nicht veränderte.

 

Als ich dann neben ihm angelangt war, streckte ich einen Flügel von mir aus, berührte ihn damit ganz sanft und fragte ihn leise, ob alles in Ordnung mit ihm sei.

Gerade hatte ich meinen Satz zu Ende gesprochen, das sprang Ragui sofort kreischend auf seine Krallen, und brüllte dazu laut:

„Tue mir nichts, großer Waldwichtel tue mir bitte nichts!“, dazu hielt er seinen Kopf unterwürfig gesenkt.

 

„Niemand wird dir etwas antun, es ist ja auch niemand außer uns beiden hier!“, sagte ich jetzt vorsichtig zu ihm. Irgendwie erweckte er bei mir den Eindruck, als wäre er nicht recht bei Sinnen!

Dann riss er seinen Kopf in die Höhe und schaute sich, mit umher zuckendem Kopf, in der Höhle um.

 

Noch ein paar Augenblicke später schaute er mich an und sagte erleichtert zu mir:

„Dabiduda, da bist du ja wieder. Komm lass uns nach draußen gehen, das ist kein Ort für dich! Gehst du bitte vor?“

 

Total verwundert, von seiner höflichen Art, begab ich mich also wieder dahin, von wo ich gekommen war und er schlurfte dicht hinter mir her, begierig darauf, nicht den Anschluss an mich zu verlieren.

Aus meinen Augenwinkeln konnte ich sehen, wie er seinen Kopf ständig umdrehte. Fast schon so als hätte er Angst, dass ein riesiger Ranzenkrebs aus der Dunkelheit hinter ihm hervorspringen könnte, um ihm etwas anzutun.

Als wir dann jedoch das Tageslicht außerhalb der Höhle erreichten, durchlebte er eine urplötzliche Verwandlung!

 

Er richtete sich hoch auf und begann zum Ufer des Papo zu stolzieren.

„Komm du dummes Huhn, ich habe schließlich nicht den ganzen verwichtelten Tag Zeit! Deine dummen Schwestern picken sich wahrscheinlich jetzt schon gegenseitig auf!“

Darauf drehte er sich um und flatterte zügig in Richtung Osten, den Lupa entlang.

 

Er bewegte sich so schnell, dass ich ihm keine Fragen stellen konnte, aber das brauchte ich auch nicht – ich wusste Bescheid!

Er hatte sich vor dem schnabelförmigen Schatten in der Höhle gefürchtet. Er wird sich bestimmt gedacht haben, dass ihm dort drinnen ein riesiger Vogel nach seinem Leben getrachtet hätte.

Ich hielt meinen Schnabel, flatterte hinter ihm her und grinste still vor mich hin. Der großmäulige Ragui hatte Angst vor einem Schatten, das war wirklich sehr lustig!

 

Leider ist aber unsere Zeit miteinander schon wieder verflogen. Wir hören uns nächste Woche wieder, wenn Ragui mich lässt. Bis dahin wünsche ich euch guten Sand zum scharren und gute Sachen zum picken!

 

Dabiduda – das Huhn, das keine Angst vor Schatten hat!

für Vogelfreunde
Kohlmeisenausflug aus
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