Kikeriki Welt (003)

Die Aufopferung!

 

Da bin ich wieder, und ihr auch, wie ich ja feststellen kann.

 

Nachdem Dabiduda sich gestern, mit ihrem gewaltigen Bürzel, in dem Gemüse versteckt hatte, ist sie wohl auch dort, wie nicht anders zu erwarten war, eingeschlafen. Als sich dann dieses dumme Huhn später nicht auf mein verabredetes Krähen gemeldet hatte, wusste ich natürlich sogleich Bescheid.

 

Was soll ich denn machen?

 

Hochbegabte Hühner kommen nicht allzu oft vor. Eigentlich nie!

 

Aber welche Alternativen habe ich denn schon dazu?

 

Ich kann doch nicht gleichzeitig überall Informationen sammeln und dann auch noch auf Berge hüpfen. Wie ihr selber ja gut wissen werdet, ist es auch nicht alleine mit Informationen sammeln getan. Man muss diese selbstverständlich noch in verständliche Worte packen – für euch verständlich! Und glaubt ja nicht, ich würde Unterstützung bei dieser schweren Aufgabe erhalten. Von wem auch schon?

 

Meine Hühner wären dazu in jedem Fall nicht in der Lage. Bei denen muss ich ja schon froh sein, wenn die morgens noch wissen, an welcher Stelle sich ihr Schnabel befindet. Und die anderen Talbewohner interessieren sich auch nur für ihre eigenen, kleinen, schäbigen Probleme. Selbstlose Bewohner, wie ich einer bin, gibt es hier nicht allzu viele. Zumindest habe ich noch keine getroffen!

 

So blieb mir folglich nichts anderes übrig, als mir einen geeigneten Schlafplatz am Papo zu suchen, den ich zu meinem Glück bereits nach kurzer Suche gefunden hatte. Aber eigentlich hatte das nichts mit Glück zu tun. Entweder kennt man sich aus, oder man dämmert nur so vor sich hin!

 

Die Stelle befand sich in dichtem Gebüsch, und der Boden war dort ein wenig matschig. Auch wenn dieser Platz absolut nicht mit meinem geliebten Misthaufen zu vergleichen war, konnte man ihn dennoch zumindest als halbwegs passable Schlafstätte bezeichnen.

 

Mal abgesehen von den lauten Geräuschen des Flusses, und den nervigen Lauten einiger lästigen Insekten. Ich hoffte, dass diese, für die Belästigung, später einmal in irgendeinem Schnabel oder einem Fischmaul verschwinden würden.

 

So sollte es im Übrigen allen gehen, die der Meinung sind, sie wären ganz alleine in meinem Tal!

 

Aber da ich, im Großen und Ganzen, ganz gut geschlafen hatte, erwachte ich zeitig, mit den ersten Sonnenstrahlen, und stieß meinen Weckruf aus. Dadurch, dass die Luft so klar war, wurde meine kräftige Stimme auch sehr weit von dieser getragen. Anscheinend aber nicht bis zu der faulen Dabiduda, denn sie meldete sich nicht.

 

Da ich nicht auf den Winter warten wollte, bis das nichtsnutzige Huhn sich endlich meldete, blieb mir nichts anderes übrig, als selber den mühseligen Weg die Schlucht empor zu flattern. Ich kann euch versichern, dass das meinen Krallen gar nicht gut getan hatte!

 

Als ich mich ungefähr bis zur Hälfte hochgearbeitet hatte, gackerte dieses strohdumme Huhn zu mir herab. Sie teilte mir mit, dass die Luft jetzt rein wäre, da die Lurchzungen, die dort oben wohnten, irgendein dummes Spiel spielten.

 

Daran kann man auch zweifelsfrei erkennen, dass diese Gammelfedern vom Rabenhorn nichts Vernünftiges zu tun haben!

 

Wenn ich nur an diesen neugierigen Nacktschnabelhäher denke.

 

Dieser Bickabolo schleicht nämlich immer überall herum und stellt jedem dumme Fragen. Ganz so, als wäre er der Herr des Tales!

 

Oder auch dieser schläfrige Anführer der Steinböcke, Gotondro, der einen immer mit seinen großen Augen genau musterte, ganz so, als wisse er bereits alles!

 

Da kommen mir immer die Körner hoch!!

 

Jedenfalls hatte Dabiduda gegackert, dass die Luft rein wäre und da ich euch halt noch eine Nachricht schicken wollte, unterdrückte ich meine brennenden Schmerzen in den Krallen, und kämpfte mich immer weiter nach oben.

 

Nach einer Weile hatte ich es dann geschafft und sah, bevor ich aus dem Einschnitt auf die Wiese heraustrat, schon die weißen Federn des Bürzels, meines dumm pickenden Huhnes!

 

Direkt neben ihr stand der Schickerbaum und weit und breit war keine Lurchzunge in Sicht. Weswegen ich mich auch sogleich ans Werk machte und euch meinen Kräh schickte.

 

Wie ihr euch bestimmt erinnert, hatte ich euch das letzte Mal über die Keas, Bickamuck und Armana, erzählt und ihre herablassende Art. Ganz so, als wären die beiden noch nicht nervig genug, haben sie sogar noch Nachwuchs!

 

Eine Flohfeder namens Koko-Liko. Und der hat, wie ihr es ja bestimmt nicht anders erwartet habt, nur Unfug in seinem Federschädel – habe ich von einer meiner zuverlässigen Quellen gehört!

 

Tut mir Leid, aber ich muss schon wieder aufhören, da ich mich mit meinem dummen Huhn verstecken muss. Ich höre nämlich gerade, wie diese Betrügerbande schon wieder zurückkommt!

 

Das nächste Mal werde ich euch dann weiter berichten. Kikeriki bis dann.

 

Ragui, der Hahn!

für Vogelfreunde
Kohlmeisenausflug aus
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