Das Buschkonzert!
Wie ich euch ja das letzte Mal erzählt habe, war ich noch unterwegs zu dem Wolkenschnabelgebirge. Immer noch!
Eine ganze Weile später, war das Gebirge noch nicht wirklich näher gerückt und die Sonne war im Westen schon ziemlich tief gesunken. Auch an diesem Tag würde ich es nicht mehr bis dahin schaffen. Da mir nun auch meine Flügel zu verstehen gaben, dass auch sie gerne herabsinken wollten, wählte ich mir aus der Luft einen netten Platz aus, und landete dort.
Zu meinem Leidwesen hatte ich keine Badegelegenheit erspäht, aber da ich keine Lust verspürte, an diesem Tage noch weiter zu fliegen, musste es ein Mal ohne ein Bad gehen. Zum Ausgleich und meiner Entschädigung wuchsen rund um meinen Landeplatz überall große Himbeersträucher, die es auch gewesen waren, die mich hierhin gelockt hatten. Ich mochte die Früchte nicht nur, weil sie meist so herrlich saftig waren, nein, auch weil die Sträucher häufig eine nette Schlafgelegenheit anboten.
In vorliegenden Fall wählte ich einen abgestorbenen Baumstamm aus, der von den Himbeerranken komplett überwachsen war. Ein wenig wirkte dies wie eines der riesigen Nester der Beutelmeisen, also sehr gemütlich. Obwohl es mir mit Sicherheit viel zu unruhig gewesen wäre, hätten dort tatsächlich Beutelmeisen gewohnt. Ich habe halt gerne meinen eigenen Bereich und teile ihn nicht so gerne mit hunderten, manchmal sogar tausenden, anderen Bewohnern!
Nach kurzer Suche fand ich einen geeigneten Zugang der mich zu dem Baumstamm brachte, ohne dass sich danach zu viele der feinen Stacheln, der Himbeerpflanzen, in meinem Federkleid befanden. Dort stillte ich zunächst meinen Durst, indem ich einige ausgewählte Himbeeren in meinen Schnabel nahm und darin zerdrückte. Zur Belohnung rann süßlicher Saft in meinen Schnabel, und ein wenig davon tropfte sogar auf mein Brustgefieder – obwohl ich versuchte das zu vermeiden. Das meiste davon perlte wieder von den Federn ab und tropfte von da aus weiter auf den Boden – lediglich ein kleiner Teil verblieb darauf. Dadurch wurde natürlich bei mir der Wunsch nach einem kurzen Bad geweckt, doch leider musste das zunächst einmal bis zum Folgetag hinten anstehen.
Als mein Durst und mein Hunger dann ausreichend gestillt waren und ich mir weitestgehend meine Sauberkeit erhalten konnte, begab ich mich zur Spitze des Baumes. Dort hockte ich mich auf den höchsten Ast, der sogar einige grüne Blätter aufwies, obwohl er mir abgestorben erschienen war. Entspannt betrachtete ich von da aus das sich mir bietende Panorama. Es war ein friedliches Bild und so voller Farbe, welches mich spontan dazu inspirierte, ein kleines Lied zu pfeifen. Es dauerte nicht lange, da stimmten, aus den sich hier weit ausbreitenden Gebüschen, mehrere andere Vögel mit in meine musikalische Darbietung ein.
Es war ein großartiges Konzert, welches erst endete, als die Sonne bereits ihr Bett mit dem aufsteigenden Mond getauscht hatte. Dann hüpfte ich zu dem von mir zuvor ausgewählten Ast, breitete meinen Schlafflügel über meinem Kopf aus und schlummerte sanft sowie zufrieden ein – was ihr nun im Übrigen auch machen solltet.
Tralala, federleichtes Einschlafen und bis zum nächsten Mal.
F. Platsch