Hallo Welt (051)

Reisealltag

 

wie ich sehe, habt ihr wieder den Weg zu mir gefunden. Es tut mir leid, dass ich das letzte Mal so plötzlich mit meinem Flöt enden musste, aber wieder einmal mehr hat mein Bauch den Sieg davon getragen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das bei euch von statten geht, aber bei mir läuft das fast immer gleich ab:

 

Zunächst nehme ich Dinge wahr, die ich mit vollem Bauch niemals bemerkt hätte. Kurz darauf fängt es in meinen unteren Regionen leise an zu knurren und meine Zunge sucht im Schnabel nach Nahrung, die den Weg in den Bauch nicht gefunden hat – was allerdings nicht allzu oft vorkommt, wie ich ehrlicher Weise gestehen muss. Wenn sich also nichts darin finden lässt, beschließt mein Bauch zu zeigen, was er alles kann. Er beginnt fürchterlich laut an zu rebellieren, in meinem Schnabel schmeckt es plötzlich nach trockenem Gras und hin und wieder quälen mich scharfe Stiche. Wenn ich dann etwas rieche, was im Entferntesten dem Geruch von Nahrung ähnelt, kann ich nur noch daran denken, es mir sofort in den Schnabel zu stopfen.

 

Jedenfalls rochen die Felsenbirnen bei meinem letzten Flöt so gut, dass ich eigentlich keine andere Wahl hatte, als sie mir in meinen Schnabel zu stopfen. Nachdem Limpau und ich unseren Bäuchen ausreichend Nahrung zugeführt hatten, geschah das, was häufig passiert: Wir wurden sehr müde. Da wir uns damit gut auskannten, hockten wir uns ganz flach auf den Boden und richteten dazu ein wenig unsere Federn auf. Dadurch wird es richtig schön kuschelig warm am Körper, was bei einem kleinen Verdauungsschläfchen sehr vorteilhaft ist.

 

Schläfchen ist vielleicht ein wenig zuviel gesagt, eigentlich stieren wir dann nur in die Landschaft und nicken dabei immer mal wieder kurz weg. Es ist nämlich gut bei Tag ein wenig aufmerksamer zu sein, denn man kann ja gar nicht wissen, wer so alles durch die Gegend streift! Nicht, dass es hier in unserem Tal vor Raubjägern wimmeln würde, aber wie ich immer sage: Ein kleines bisschen aufmerksamer zu sein stört nur diejenigen,  die noch nicht wissen, welches Lied sie am kommenden Morgen flöten sollen!

 

Aber lasst uns von anderen Dingen sprechen. Eine Fliege trieb mich dann dazu meine Ruhestellung aufzugeben, da diese nervige Lurchzunge beschlossen hatte, immer tief brummend um meinen Kopf herumzufliegen. Natürlich hätte ich sie ganz einfach schnappen können, was ihre Nerverei umgehend beendet hätte, aber Fliegen schmecken mir nicht, da sie ziemlich bitter sind. Also überließ ich ihr meinen Platz und wenig später kam auch Limpau zu mir, da die nervende Lurchzunge nun ihn zu ihrem Opfer auserkoren hatte.

 

So beschlossen wir weiter zu ziehen, weil die Sonne auch mal wieder von ihrem höchsten Punkt herabstieg. Wir erhoben uns in die Luft und flogen gemächlich in süd-östliche Richtung. Nach einer kleinen Weile erreichten wir dicht bewachsenes Gelände. Überall wuchsen hier dickblättrige dunkelgrüne Pflanzen, die manch einen dazu einladen mochten ausgelassen durch diesen grünen See zu laufen. Schaute man jedoch genauer hin, konnte man die unzähligen kleinen Wasseradern erkennen, die den Boden aufweichten. Wenn aber ein schwereres Tier unbedarft dort hineinlief, würde es mit Sicherheit in diesem Morast versinken.

 

Limpau war vor mir auf einem Stück trockenen Boden gelandet und ich flatterte neben ihn. In Bodennähe herrschte hier eine unheimliche Schwüle und überall tanzten Mücken umher. Als ich mich dort so umsah, entdeckte ich einen Vogel, der sich auf dem Boden zwischen zwei Pflanzenstängeln zusammengekauert hatte. Er besaß blau-graues Gefieder und einen merkwürdig geformten rosa Schnabel, der meinen bei weitem an Größe übertraf. Auch schien dieser Vogel mindestens vier Mal größer zu sein, als ich es war und er blickte gelassen zu uns hinüber. Das musste der Vogel sein, von dem ich gehört hatte, wenngleich ich ihn mir noch ein wenig größer vorgestellt hätte.

 

Jedenfalls hüpften Limpau und ich zu ihm hinüber, doch davon werde ich euch das nächste Mal berichten. Es ist mal wieder spät geworden und ihr habt sicherlich auch noch etwas zu tun. So wünsche ich euch noch einen federleichten Tag und sage Tralala, bis zum nächsten Mal.

 

F. Platsch

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