Das Schlangenmaul!
Das letzte Mal hatte ich euch ein wenig von dem Wels erzählt. Wozu ich jedoch nicht mehr gekommen bin, war, dass er vor langer, langer Zeit einmal im Regenbogensee gelebt hatte, wie ich hörte. Ich selber war da noch gar nicht geboren, noch nicht einmal meine Eltern waren es. Heute ist diese Schuppenhaut schon ziemlich alt, und ist mit der Zeit sowohl immer bösartiger als auch überheblicher geworden. Natürlich wurde er auch immer hinterhältiger und feiger, was das gesamte Bild abrundete!
Vielleicht lag das ja auch daran, dass er nicht mehr in den Regenbogensee zurückschwimmen konnte. Vor längst vergangenen Zeiten sind nämlich einmal Felsen von den Bergen in den Lupa gefallen, wodurch sich über dessen gesamte Breite ein Wasserstrudel gebildet hat. Jeder der jetzt zu nahe an diesen heranschwimmt, wird durch dessen Verwirbelungen unaufhaltsam gegen den felsigen Uferrand des Lupa geschmettert!
Wahrscheinlich wollte der Wels zu dieser Zeit Raubzüge im Papo unternehmen, doch als er danach zurück in den Regenbogensee kehren wollte, war ihm der Weg durch den Strudel versperrt gewesen. Pech für ihn und Glück für die, die im See lebten!
Der Wels hatte vorher dort alles und jeden gefressen. Noch nicht einmal weil er Hunger gehabt hatte, nein einfach nur so zum Vergnügen! Das muss jetzt schon mehr als fünfzig Jahre her sein, hat mir jedenfalls irgendwann einmal Chikotte erzählt, der das von anderen Wasserbewohnern aufgeschnappt hatte.
Er ist von seiner Gestalt länger als Zuckerschnute und wahrscheinlich auch schwerer. Aus seinem Maul hängen so dicke, lange Lianen heraus, die wie Schlangen aussehen – aber eigentlich sind es keine Lianen. Bickamuck hat mir einmal erzählt, dass diese Dinger Barteln genannt würden. Nur wenn ich diesen Begriff benutze, weiß ja von euch keiner was ich meine, also nenne ich sie Lianen!
Sein Maul ist so groß, wie eine Höhlenöffnung und was da einmal hineingeht, kommt auch nicht wieder hinaus. Bei seiner Nahrung ist er nicht wählerisch, er frisst einfach alles. Aber das Wichtigste für ihn ist dabei, dass es sich nicht wehren kann!
Aus diesem Grunde hatte er wahrscheinlich auch den See so gemocht. Dort war es ihm möglich gewesen, auf den Grund abzusinken, sich tief in den Schlamm einzubuddeln und so auf etwas zu lauern, was zufällig ahnungslos an ihm vorbei geschwommen kam. Auch das stehende Wasser des Sees hatte ihm bestimmt besser gefallen, als die Strömung in den Flüssen. Da fällt er nämlich viel mehr auf.
Heutzutage sehe ich ihn häufig im Lupa vor dem Strudel warten, darauf dass dieser irgendetwas für ihn ausspuckte. Oder er sucht dort, wie so häufig, nach einer Möglichkeit wieder in den See zu gelangen. Was allerdings auch nicht funktioniert hätte, wenn der Strudel nicht dort gewesen wäre. Weil der Flusslauf sich davor verändert hatte und jetzt nicht mehr in den See führte!
Ich bin zwar eigentlich keine schadenfrohe Amsel, trotzdem hätte es mich schon sehr gefreut, seine hässliche Fratze zu sehen, wenn er nach all der Zeit eine Möglichkeit gefunden hätte den Strudel zu umgehen, nur um dann festzustellen, dass trotzdem kein Weg in den See führte!
Ich bemerke gerade, dass für heute unser Weg schon wieder federleicht beendet wurde und mir bleibt somit nichts anderes mehr übrig, als euch Tralala und bis dann entgegenzuflöten.
F. Platsch