Gack, gack, gack Welt (005)

Der Informant!

 

Da seid ihr ja wieder!

Ich hoffe ihr seid satt, denn nun erzähle ich euch die Geschichte weiter.

Das letzte Mal, als wir voneinander hörten, steckte Ragui ziemlich tief im Dung – wie wir hier im Tal sagen.

 

Ihr erinnert euch bestimmt noch daran, dass er in den Papo gefallen war und dort hinter ihm der riesige Wels aufgetaucht war. Als unser Hahn bemerkte, dass der Wels langsam die Geduld zu verlieren begann, bat er darum, eine Idee vortragen zu dürfen.

„Oh mächtiger Bewohner der Tiefe! Mir kam gerade der Gedanke, dass ich dir noch von erheblichem Nutzen sein kann. Ich könnte dir beispielsweise Informationen über Plätze beschaffen, die du nicht erreichen kannst.“

 

Der Wels kam ein Stück auf unseren eingeklemmten Hahn zu, und öffnete sein riesiges Maul. Ragui zuckte ein wenig zurück.

„Welche Orte solltest du denn schon erreichen können, die mich interessieren, du dummes Huhn?“

Ragui schluckte und sagte:

„Ich könnte mich beispielsweise unter den Landbewohnern umhören, ob sie vielleicht eine Verbindung vom See zum Lupa kennen, oder etwas davon gehört haben. Vögel können ja aus der Luft viele Dinge sehen, die aus dem Wasser nicht erkennbar sind!“

 

Der Wels war anscheinend nicht so hungrig auf unseren Hahn, denn er schien über dessen Vorschlag nachzudenken – was ihm sichtlich schwer fiel.

„Außerdem verletzen meine Krallen möglicherweise noch deinen Schlund, wenn du mich fressen solltest!“

Ich konnte sehen, wie er den Fisch mit besorgtem Ausdruck anschaute.

„Und dann, wie es dir vielleicht nicht entgangen ist, ist kaum etwas an mir dran. Dazu kommt noch, dass meine Haut schon ziemlich zäh sein dürfte – wegen meines fortgeschrittenen Alters!“

 

Ragui hielt seinen Kopf gesenkt, während er auf das Urteil des Fisches wartete, und auch ich musste die Luft anhalten.

 

„Was heißt hier fortgeschrittenes Alter, du albernes Federvieh? Ich lebte schon, als du noch nicht geboren warst. Ich lebte sogar schon lange bevor die Großeltern deiner Großeltern das Licht der Welt erblickten! Aber ich will mal milde zu dir sein! Ich werde dich nicht herunter schlucken! Aber wenn du mich belügen solltest, werde ich das nächste Mal nicht so großmütig dir gegenüber sein! Dann werde ich dich ganz langsam verspeisen! Egal wie scharf deine Krallen sind und wie alt deine Haut schmecken sollte!“

 

Als ich das hörte, fiel mir eine Klette aus den Federn – wie man bei uns so sagt. Ein Blick zu dem Hahn zeigte mir, dass es ihm ähnlich zu ergehen schien. Ich atmete erleichtert aus, da ich wohl unbeabsichtigt fast die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.

 

„Ehrwürdiger Schrecken der Gewässer, ich danke dir. Ich werde deine Augen auf dem Land sein. Ich werde dich mit Sicherheit nicht enttäuschen!“

Doch dies konnte der Fisch nicht mehr hören, da er bereits wieder in den trüben, nicht einsehbaren Tiefen des Flusses verschwunden war.

 

So rief ich dem Hahn zu:

„Er ist weg, du kannst jetzt endlich deine Kralle befreien und aus dem Wasser kommen. Bevor noch etwas anderes daraus emporsteigt!“, fügte ich noch ergänzend hinzu.

Umgehend fing er wieder an seinem Bein zu zerren. Unerwartet löste sich seine Klaue aus dem Treibgut, und er fiel rückwärts ins Wasser.

Mal wieder!

 

Schnell sorgte er aber dafür, dass sein Kopf über die Wasseroberfläche gelangte. Nun flatterte, hüpfte und schwamm er, bis er die Böschung erreichte. Da er dieses Mal ganz genau darauf achtete, wo er seine Krallen hinsetzte, schaffte er es ohne weitere Komplikationen bis zu mir.

Dort ließ er sich neben mir nieder und seufzte laut.

„Du siehst, dass es wichtig ist, in gefährlichen Situationen immer einen klaren Kopf zu behalten! Ich konnte ihn tatsächlich glauben machen, ich würde mich vor ihm fürchten. So sehr, dass ich sogar in Ohnmacht gefallen wäre. Ha!“

 

Er blickte mich mit durchdringendem Blick an, aber ich tat so, als hätte ich vorhin seine Angst vor dem Wels gar nicht bemerkt.

Die, und dass er zweimal vor lauter Panik sein Bewusstsein verloren hatte.

Stattdessen senkte ich einfach meinen Kopf und pickte irgendetwas, das auf dem Boden lag.

„Ich bin ja kein Feigling, aber ein Kampf mit ihm erschien mir ziemlich aussichtslos! Also habe ich mich auf meine Schlauheit verlassen, was eindeutig die richtige Entscheidung war, wie du ja sehen konntest!“

 

Von wegen, dachte ich mir. Wahrscheinlich war der Fisch nur satt gewesen, und hatte keinen Hunger auf altes Federvieh mit spröden Krallen. Ragui indes faselte weiter:

„Er hatte mir ja erzählt, dass er gerne wieder in den See zurückkehren wollte. Also habe ich mir umgehend seinen Wunsch zunutze gemacht. Und wie du ja sehen konntest, hat mir der Erfolg ja Recht gegeben!“

Wieder schaute er zu mir, dieses Mal mit hochgerecktem Hals. Wieder tat ich so, als wäre der Boden unheimlich interessant für mich, was er genau erwartet zu haben schien.

 

Er sank in sich zusammen und gab seine Angeberpose auf. Er schloss seine Augen und Augenblicke später war er eingenickt.

 

Tja, Angst um sein Leben haben zu müssen, macht eben müde, und ich gönnte ihm die Ruhe. Ihm, und mir natürlich auch!

So ließ ich ihn friedlich schlummern und hüpfte hinüber zu den leckeren Weizenkörner, denen ich sodann meine volle Aufmerksamkeit schenkte.

 

Schenkt ihr eure Aufmerksamkeit den Dingen die bei euch liegen geblieben sind, atmet mal ganz entspannt durch und scharrt ein wenig vor euch hin. Wir hören ja das nächste Mal wieder voneinander.

 

Dabiduda – das Huhn, das auch mal etwas Zeit für sich braucht! 

für Vogelfreunde
Kohlmeisenausflug aus
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